Europa Nostra und die European Association of Archaeologists fordern den Schutz des kulturellen Erbes in Berg-Karabachaba

Das Kloster Gandzasar in Berg-Karabach im Jahr 2010. Bild: Alaexis Wikimedia CC BY-SA 3.0
Das Kloster Gandzasar in Berg-Karabach im Jahr 2010. Bild: Alaexis Wikimedia CC BY-SA 3.0

Als Reaktion auf den Berg-Karabach-Konflikt Europa Nostra und dem Europäischer Verband der Archäologen, Mitglieder von Europäische Allianz für Kulturerbe, fordern den Schutz des kulturellen Erbes in der Kaukasus-Region.

Das Kulturerbe in Berg-Karabach ist nach Angaben der Kulturerbeorganisationen „der Ausdruck einer multikulturellen und multireligiösen Vergangenheit und Gegenwart der Region und Europas insgesamt“.

Die Kulturerbeorganisationen verurteilen die Zerstörung des Kulturerbes in der Region und fordern unter anderem ein unabhängiges internationales Team, das eine objektive wissenschaftliche Untersuchung des Kulturerbes in der Region durchführt.

Die vollständige Erklärung lautet wie folgt:

Wir, Vertreter von Europa Nostra und der European Association of Archaeologists (...) möchten unser gemeinsames Engagement für die ganzheitliche Bewahrung der Integrität, Authentizität und Vielfalt des reichen kulturellen Erbes der Kaukasusregion bekräftigen, das die Ausdruck einer multikulturellen und multireligiösen Vergangenheit und Gegenwart dieser Region und Europas insgesamt. Wir bedauern und verurteilen daher jede Beschädigung, Zerstörung oder Verzerrung von Kulturerbestätten, die als Folge eines Konflikts oder der mangelnden Achtung einer der im Kaukasus florierenden Kulturen, insbesondere in und um das Gebiet, das international als Berg-Karabach bekannt ist. Unter Bezugnahme auf viele internationale und europäische Dokumente möchten wir daran erinnern, dass solche Handlungen eindeutig nicht akzeptabel und rechtswidrig sind. Wir glauben fest an den essentiellen Wert des kulturellen Erbes als lebenswichtige Ressource und als Verantwortung für die Weitergabe an die zukünftigen Generationen. Wir erkennen und feiern die kulturelle Vielfalt, wie sie in unserem gemeinsamen Erbe dargestellt ist; Diese können dazu beitragen, über ethnische oder religiöse Grenzen hinweg Brücken des gegenseitigen Respekts und Verständnisses zu bauen, als ein entscheidendes Element für die Schaffung eines dauerhaften Friedens. Wir sind daher davon überzeugt, dass jede Zerstörung von Erbe, jede Verzerrung und/oder Fehlkonstruktion der (Kunst-)Geschichte den gegenteiligen Effekt hat und oft den Boden für erneute Zyklen von Misstrauen, Konflikten und sogar Gewalt bereitet. Als europäische Kulturerbenetzwerke, die eng und fruchtbar mit der Europäischen Union zusammenarbeiten, begrüßen und unterstützen wir daher die we Schlussfolgerungen kürzlich vom Rat der Europäischen Union angenommen und begrüßt die EU-Konzept zum Kulturerbe in Konflikten und Krisen, das den Ansatz der EU zur Förderung von Frieden, Sicherheit, Demokratie und nachhaltiger Entwicklung stärkt. Insbesondere begrüßen wir die Entschließung the RC-B9-0277/2021 Mai 21 vom Europäischen Parlament als Reaktion auf den jüngsten Konflikt in der Region angenommen. Wir unterstützen insbesondere seinen Artikel 2021, der besagt, dass das Europäische Parlament „beharrt nachdrücklich darauf, dass beide Parteien keine Maßnahmen zur Zerstörung des armenischen Erbes in Aserbaidschan und des aserbaidschanischen Erbes in Armenien ergreifen; fordert die vollständige Wiederherstellung abgerissener Stätten und eine stärkere Beteiligung der internationalen Gemeinschaft am Schutz des Welterbes in der Region“ sowie Artikel 21, der besagt, dass das Europäische Parlament fordert die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten auf, die Bereitstellung dringender humanitärer Hilfe und die Arbeit internationaler Organisationen in diesem Bereich und den Schutz des kulturellen und religiösen Erbes weiterhin zu unterstützen sowie Organisationen der Zivilgesellschaft in Armenien und Aserbaidschan zu unterstützen die wirklich zur Versöhnung beitragen“. Angesichts der vorstehenden Ausführungen fordern wir aufgrund der alarmierenden Anschuldigungen verschiedener Parteien über vorsätzliche Beschädigung, Zerstörung und/oder Verzerrung des kulturellen Erbes, die in und um Berg-Karabach geschehen sind, dringend eine ein unparteiisches europäisches/internationales Expertenteam für den Zugang zur Region, um eine umfassende und objektive wissenschaftliche Untersuchung des reichen und vielfältigen Kulturerbes in diesem Gebiet mit einer entsprechenden Bewertung seines Erhaltungszustands durchzuführen. Wir sind überzeugt, dass dies im besten Interesse sowohl Aserbaidschans und Armeniens, ihres Volkes und ihrer Kultur als auch des Rests Europas und der Menschheit sein wird. Ganz allgemein fordern wir Aserbaidschan und Armenien auf, zusammenzuarbeiten und ihren Verpflichtungen, Verantwortlichkeiten und internationalen Verpflichtungen auf der Grundlage der Trilateralen Erklärung zur Beendigung der jüngsten Feindseligkeiten, die sie gemeinsam mit der Russischen Föderation am 9. Grundlage wichtiger internationaler und europäischer Dokumente zum Kulturerbe, die von diesen beiden Ländern unterzeichnet wurden. Wir fordern außerdem die UNESCO, den Europarat und die OSZE-Minsk-Gruppe auf, ihre Kräfte zu bündeln, um positive Bemühungen um den ganzheitlichen Schutz des gefährdeten multikulturellen und multireligiösen Erbes in dem betroffenen Gebiet zu fördern und zu unterstützen. Was die Europäische Union betrifft, so fordern wir die EU-Institutionen und die Mitgliedstaaten auf, auf den Raum Berg-Karabach die Grundsätze der oben genannten Schlussfolgerungen des EU-Rates anzuwenden und konkrete positive Maßnahmen im Einklang mit dem entsprechenden EU-Konzeptpapier zu Kultur Erbe in Konflikten und Krisen. Nicht zuletzt bieten wir unsere umfassende Expertise und Erfahrung im Bereich Kulturerbe an, um zum angemessenen Schutz der Integrität, Authentizität und Vielfalt des reichen kulturellen Erbes in und um Berg-Karabach, wie auch in anderen Regionen des Kaukasus, beizutragen. Wir sind bereit, mit allen betroffenen Akteuren zusammenzuarbeiten, um dazu beizutragen, das kulturelle Erbe (materielles und immaterielles) als Brücke zwischen verschiedenen Gemeinschaften und als Vektor für den (Wieder-)Aufbau von Respekt, Vertrauen und Dialog als Voraussetzung für dauerhaften Frieden und Wohlstand im weiteren Sinne zu nutzen Region.

Quelle: Europa Nostra.

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