In den letzten Jahren sind Begriffe wie digitales Management und digitale Kuration immer häufiger geworden. In einer Europäischen Union, die sich voll und ganz der Digitalisierung verschrieben hat, ist zu erwarten, dass sich dieser Anspruch auf die auf dem Arbeitsmarkt geforderten Kompetenzen auswirken wird. Dies spielt auch in der Welt des Kulturerbes eine Rolle: Menschen, die sich mit dem Erbe auskennen, aber auch mit Datensätzen und anderen digitalen Daten zur Verwaltung des Erbes umgehen können, werden zunehmend gefragt sein. Welche Bildungseinrichtung wird diesen Trend als erstes aufgreifen?
Zunächst ist es wichtig herauszufinden, was digitale Kuration ist. Manche assoziieren das Wort Kuration möglicherweise mit Museums- und Sammlungsmanagement oder Vermögensverwaltung durch digitale Tools. Orte, an denen ein Kurator arbeitet. Aber darüber reden wir hier nicht.
Der Fall der digitalen Kuration geht über den „klassischen“ Archetyp eines Kurators hinaus, der eine Sammlung verwaltet. Und obwohl der Begriff in der Museumswelt immer häufiger vorkommt, ist er nicht darauf beschränkt. Bei Digital Curation geht es um die umfassendere Verwaltung digitaler Daten in operativen und strategischen Prozessen.
Es geht nicht um die Verwaltung des digitalen Erbes, sondern um die Verwaltung und Nutzung digitaler Daten über das nicht-digitale Erbe
Bei der Aufgabe eines „digitalen Kurators“ geht es also nicht um die Verwaltung des digitalen Erbes, etwa alter Websites oder Software. Der Schwerpunkt liegt viel stärker auf der Verwaltung und Nutzung digitaler Daten zur Verarbeitung oder Arbeit mit nicht-digitalem Erbe. Verwirrend, oder? Lassen Sie uns einige Beispiele nennen.
Nützliche Datensätze
Im Bereich des Kulturerbes werden immer mehr Daten erhoben. Diese werden zunehmend als Grundlage für (Management-)Entscheidungen des Kulturerbes verwendet. Dies gilt insbesondere für Regierungen und große Managementorganisationen. Denken Sie zum Beispiel an Monitore zur Beurteilung von Schäden und Erhaltung. Diese Arten von Datensätzen liefern Informationen über den Zustand historischer Bauwerke und Materialien im Laufe der Zeit. Es ermöglicht Fachleuten, fundierte Entscheidungen über Erhaltungsbemühungen, die Bewältigung von Verschlechterungen und die Verhinderung weiterer Schäden zu treffen.
Oder wie wäre es mit der Kartierung des Kulturerbes? Über ein geografisches Informationssystem (GIS) werden Datensätze verwendet, um Kulturerbestätten, historische Gebäude, Landschaften und archäologische Merkmale zu kartieren. Diese Karten helfen bei der räumlichen Analyse, Planung und Überwachung, um eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung und Erhaltung sicherzustellen.
Auch der Einfluss externer Faktoren lässt sich durch Daten abbilden. Denken Sie an Folgenabschätzungen zum Kulturerbe und Umweltüberwachung. Die erste liefert Daten über die potenziellen Auswirkungen von Entwicklungsprojekten auf Kulturerbestätten. Es hilft Entscheidungsträgern, indem es die Werte des Kulturerbes neben wirtschaftlichen und ökologischen Faktoren berücksichtigt. Letzteres erfasst Umgebungsbedingungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Schadstoffe, um die Verwaltung und Erhaltung empfindlicher Kulturgüter in Museen, Archiven und historischen Gebäuden zu erleichtern.
Heutzutage arbeiten fast alle Kulturstätten und Kulturerbe-Organisationen mit digitalen Tools, um ihre Arbeit und Entscheidungsfindung zu verbessern.
Es zeigt sich, dass heutzutage nahezu alle Kulturstätten und Kulturerbe-Organisationen mit digitalen Werkzeugen arbeiten, um ihre Arbeit und Entscheidungsfindung zu verbessern. Teilweise aufgrund der laufenden technologischen Entwicklungen, teilweise aber auch aufgrund der COVID-19-Krise. Während der Pandemie mussten Museen, aber auch andere Institute aufgrund sozialer Distanzierungsmaßnahmen schließen oder den Zugang einschränken. Technologie und das Sammeln von Daten eröffneten einen neuen Weg nach vorne.
Die Folge ist, dass Kulturerbeorganisationen nun freiwillig oder unfreiwillig immer mehr Daten sammeln. Denken Sie zum Beispiel an öffentliche Daten und Besucherdaten, aber auch von Regierungen gesammelte Verwaltungsdaten werden mittlerweile häufig verwendet. Und obwohl es dem Management sicherlich neue Erkenntnisse liefern kann, stehen wir erst am Anfang einer neuen Entwicklung.
Digitalisierung als zentrales Thema im Kulturerbe
Da die digitale Wende im Kulturerbe noch relativ neu ist, gibt es nicht unbedingt einen Standardrahmen, von dem man als digitaler Kurator ausgehen kann. Deshalb gibt es in Europa zahlreiche Projekte, die sich mit der Digitalisierung des Kulturerbesektors befassen. Denken Sie zum Beispiel an die Europäische kollaborative Cloud für das Kulturerbe. Mit dem geplanten Budget von 110 Millionen Euro soll das Projekt eine digitale Infrastruktur für den Kultursektor aufbauen, um Datensätze und Dateien gemeinsam zu teilen und zu bearbeiten. Und es ist kein Einzelfall: Wenn es nach der EU geht, wird die Cloud für die kommenden Jahre ein dauerhaftes Konstrukt sein.
Andere Projekte wie DigiCULT konzentrieren sich auf die Bereitstellung einer standardisierten Richtlinie. Standardverfahren zur Digitalisierung, Präsentation und Sicherung von ICH-Assets wie Folkloreveranstaltungen, Musik und Traditionen würden viel bewirken. Im Kampf gegen den illegalen Handel hat die EU in drei Projekte investiert, die Fachleuten bessere (digitale) Werkzeuge zur Registrierung, Identifizierung oder Suche nach geraubten Artefakten an die Hand geben sollen. Lesen Sie mehr über die Projekte AURORA (3,5 Millionen Euro), ANCHISE (4 Millionen Euro) und ENIGMA (4 Millionen Euro). HIER.
Aufkommender Bedarf an digitaler Kuration
Für die gesamte Datenverwaltung und die damit verbundenen Prozesse sind Mitarbeiter erforderlich, die sich mit dem Kulturerbe auskennen, sich aber auch mit Datendateien und -sätzen auskennen. Und nicht nur wir bei der Tribune bemerken einen Bedarf an Arbeitskräften, die an der Schnittstelle von Digital und Kulturerbe agieren können. A jüngster Aufruf zum Handeln kam von der Mediterranean Universities Union und betonte, dass eine „neue Generation europäischer Fachkräfte, die im Bereich des Kulturerbes tätig sind und über anerkannte, bereichsübergreifende und hochqualifizierte digitale Fähigkeiten verfügen“, ausgebildet werden sollte.
In ihrem Plädoyer hebt die Union das hervor DC-Box Konsortium, ein Projekt, das derzeit an der Entwicklung eines kostenlosen und offenen Online-Kurses zur Ausbildung digitaler Kuratoren für Kulturerbe arbeitet. Das Endprodukt sollte recherchiertes und innovatives Lehrmaterial zu den Kenntnissen/Fähigkeiten/Kompetenzen enthalten, die ein digitaler Kurator haben sollte.
Auch in Italien werden Schritte unternommen. Dort baut der italienische Verband der Kulturinstitute ein Schule für digitales Kulturerbe, Kunst und Geisteswissenschaften (DiCultHer) – eine internationale Online-Schule für den „Erwerb von Kompetenzen“ im Bereich der digitalen Dienste für das kulturelle Erbe.
Job der nächsten Generation
Solche Bildungsinitiativen, Digitalisierungsprojekte und Entwicklungstools sollen eine neue Generation europäischer Fachkräfte ausbilden und ihnen den Einstieg in den Bereich des digitalen Kulturerbes ermöglichen. Die Europäische Union setzt auf die Digitalisierung der Gesellschaft, auch des Arbeitsmarktes. Dies bedeutet, dass die nächste Generation von Fachleuten für Kulturerbe geschult werden muss, damit sie nicht nur mit der Bewertung aller Arten von Kulturerbe vertraut sind, sondern auch mit Datensätzen arbeiten, die bei Managemententscheidungen hilfreich sein können.
Während für viele kleine Kulturerbeorganisationen die Einstellung eines digitalen Kurators aufgrund ihrer begrenzten Kapazitäten und der oft fehlenden Datenerfassung möglicherweise nicht ihre oberste Priorität ist, wird die Digitalisierung in naher Zukunft eine immer wichtigere Rolle im Kulturerbe spielen. Und da viele der neuen Generation von Kulturerbe-Fachleuten Digital Natives sind, könnte für viele junge Kulturerbe-Enthusiasten die Tätigkeit als digitaler Kurator der zukünftige Beruf sein.
Vielen Dank für das Zitieren unseres Projekts!!!
Es ist erstaunlich…
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