Industriekultur verschwindet von Europas Skyline: 2023 Jahr des Fabrikschornsteins

EFAITH schätzt, dass nur noch 5 % der Ikonen des Industrieerbes in Europa verbleiben

Bild: genjok/Canva

Um mehr Aufmerksamkeit auf das verschwindende Industrieerbe zu lenken, hat die Organisation European Federation of Associations for Industrial and Technical Heritage (EFAITH) das Jahr 2023 zum Jahr des Fabrikschornsteins erklärt. Teilweise aufgrund des Trends, das Erbe nachhaltiger zu gestalten, und weil diese Denkmäler oft als Symbole der Umweltverschmutzung angesehen werden, werden jeden Tag mehrere Schornsteine ​​in ganz Europa abgerissen.

EFAITH Schätzungen dass heute noch etwa 5 % der Industrieschornsteine ​​übrig sind. Sie befürchten, dass diese Industriedenkmäler ohne entsprechende Maßnahmen vollständig aus der europäischen Skyline verschwinden werden. Indem 2023 zum Jahr der Fabrikschornsteine ​​erklärt wird, hofft EFAITH, mehr Aufmerksamkeit auf diese industriellen Wahrzeichen zu lenken.

Aktionsplan

Um Fabrikschornsteine ​​ins Rampenlicht zu rücken, möchte EFAITH über eine Umfrage Informationen über erhaltene Fabrikschornsteine ​​in Europa und deren Zustand sammeln. Ein Fragebogen wurde vorbereitet und kann in mehreren Sprachen heruntergeladen werden. Die Organisation von Aktivitäten in der Nähe von Fabrikschornsteinen und das Erstellen von Kurzvideos könnten ebenfalls dazu beitragen, mehr Aufmerksamkeit auf gefährdete Schornsteine ​​zu lenken, meint die Organisation.

Schließlich zielt EFAITH darauf ab, ein europäisches Netzwerk von Partnern aufzubauen, die bereit sind, nachhaltig in die (Neu-)Bewertung von Fabrikschornsteinen zu investieren. Diese Partner sollten auch bereit sein, Wissen und Erfahrungen zur Erhaltung und Restaurierung dieser Denkmäler auszutauschen. Möchten Sie Partner, Freiwilliger oder eine eigene Veranstaltung werden? Scrollen Sie bis zum Ende des Artikels.

Ein Schornstein der ehemaligen Henninger-Brauerei in Frankfurt am Main wird gesprengt, 2. Dezember 2006. Bild: Heptagon/Wikimedia (CC BY-SA 4.0)

Wohlstand oder Umweltfragen?

Fabrikschornsteine ​​galten lange Zeit als Symbol für Industrie und wirtschaftlichen Wohlstand. Ihr Aufstieg ist mit der Erfindung der Dampfmaschine Ende des 18. Jahrhunderts verbunden. In den Jahrhunderten danach dominierten Industrieschornsteine ​​die europäische Skyline.

Die Abgase der industriellen Prozesse in den Fabriken machten die Menschen am Boden jedoch oft krank. Die Schornsteine ​​wurden immer höher gebaut, aber ernsthafte Umweltgesetze folgten erst 1956, als das weltweit erste nationale Luftverschmutzungsgesetz in Großbritannien verabschiedet wurde.

Hauptgrund für die Tat war der sogenannte Great Smog von 1952, ein schweres Luftverschmutzungsereignis in London. Durch die Kombination aus Kälte, Windstille und dem hohen Kohleverbrauch in den Haushalten und Fabriken war die Stadt tagelang in eine dicke Smogschicht gehüllt. Regierungsquellen gehen davon aus, dass 4,000 Menschen durch den Smog getötet wurden, während neuere Untersuchungen die Zahl der Opfer auf 10,000 bis 12,000 schätzen. National Geographic gemeldet.

Obwohl Fabrikschornsteine ​​nicht nur für den starken Smog verantwortlich waren, sind sie heute zu einem Symbol für die Umweltverschmutzung im Allgemeinen geworden. Als die Schwerindustrie aus den europäischen Städten verlagert wurde, wurden die ehemaligen Fabrikgebäude und ihre Schornsteine ​​abgerissen, um Platz zu schaffen.

Schornstein Erbe heute

Als Schornstein um Schornstein in den 1990er Jahren einstürzte, entbrannten Diskussionen über ihr Schicksal und ihre mögliche Zukunft als Denkmäler, als Symbole der europäischen Industrievergangenheit. 1997 wurde in den Niederlanden die Stichting Fabrieksschoorstenen (Stiftung Fabrikschornsteine) mit dem Ziel gegründet, „Fabrikschornsteine ​​zu untersuchen und zu erhalten, die als Teil des industriellen Erbes angesehen werden können“. Dieser Verband setzt sich noch immer für die Erhaltung und Restaurierung von Schornsteinen in niederländischen Gemeinden ein und hat auch eine umfangreiche Dokumentationssammlung und Datenbank eingerichtet und ein Buch mit über 800 Bildern zu Fabrikschornsteinen in den Niederlanden veröffentlicht.

Ein weiteres Beispiel findet sich in Nordfrankreich, wo 1000 eine Veranstaltungsreihe zum Thema Fabrikschornsteine ​​in Roubaix – „La Ville aux 1000 Cheminées“ (Die Stadt der 2004 Schornsteine) – organisiert wurde. Drei Jahre später lautete der Slogan „Beffrois du Travail“ (Belfriede der Arbeit) wurde ins Leben gerufen. Wo im Mittelalter Glockentürme zu Symbolen der Stadtrechte wurden, galten die „Kamin-Glockentürme“ in Nordfrankreich als Symbol der Arbeit und der Arbeiter.

Der Monnoyer-Schornstein (rechts) in der Nähe der ehemaligen Zeche Zolder steht unter Denkmalschutz. Bild: Eebie/wikimedia (CC BY-SA 4.0)

Organisationen in Málaga (Spanien), Turku (Finnland), Ramskapelle und Zolder (Belgien) haben sich ebenfalls erfolgreich für die Erhaltung ikonischer Fabrikschornsteine ​​eingesetzt. Einige wurden sogar unter Denkmalschutz gestellt.

Wenn Sie daran interessiert sind, sich an der Kampagne von EFAITH zu beteiligen, wenden Sie sich bitte an: EFAITH (European Federation of Associations of Industrial and Technical Heritage) p/a Vredelaan 72 B-8500 Kortrijk (Belgien)
www.industrialheritage.eu
info@industrialheritage.eu

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