Kulturräume schaffen, die eine nachhaltige Zukunft inspirieren: Freiburg im Rampenlicht

von Stephania Xydia, ICLEI Europe

Ein Kulturlabor-Workshop in vollem Gange. Bild: Kulturamt Freiburg

Kultur und kulturelles Erbe bieten einzigartige Möglichkeiten, Nachhaltigkeitsbemühungen vorzustellen und voranzutreiben, insbesondere auf lokaler Ebene. Städte, Gemeinden und Regionen in ganz Europa erkennen zunehmend die Bedeutung der Kultur als Grundlage an, die die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Säulen einer nachhaltigen Entwicklung vereint. Wie können lokale Regierungen also den kulturellen Wandel fördern, der zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen erforderlich ist?

ICLEI Europe, das führende Netzwerk lokaler und regionaler Regierungen, die sich für eine nachhaltige Stadtentwicklung einsetzen, zeigt mit einem Informationspapier den Weg in die Zukunft: Kultur und kulturelles Erbe: Ein Schlüsselfaktor für nachhaltige Entwicklung und Wandel in Städten. Das Papier betont die Rolle des Kultursektors bei der Förderung der Kreislaufwirtschaft, unter anderem durch die adaptive Wiederverwendung leer stehender Gebäude, die Stärkung der Beteiligung der Öffentlichkeit und des sozialen Zusammenhalts, die Neudefinition von nachhaltigem Tourismus und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaft gegenüber dem Klimawandel.

Einige Kommunalverwaltungen stärken bereits die Verbindung zwischen Nachhaltigkeit und kulturellem Erbe. ICLEI-Mitglied Freiburg (Deutschland) geht von der Theorie in die Praxis über, indem es einen partizipativen Prozess einführt, der das kulturelle Erbe nutzt, um sich an Klimadiskussionen zu beteiligen. 

Freiburgs städtisches Labor für nachhaltige Kultur 

Umgeben vom Schwarzwald im Südosten Deutschlands gilt Freiburg im Breisgau als eine der ersten und führenden grünen Städte Europas. Bekannt für smarte Mobilitätslösungen, energieeffiziente Wohnbauprojekte und vorbildliche Abfallentsorgungssysteme, liegt „Deutschlands Umwelthauptstadt“ im Wettlauf in eine klimaneutrale Zukunft seit Jahrzehnten vor den meisten europäischen Städten. Dennoch ist wenig über die politischen Initiativen der Stadt bekannt, die Nachhaltigkeit in die Kultur bringen und umgekehrt.

Die Stadt Freiburg in Deutschland greift zahlreiche grüne und kulturelle Initiativen auf. Bild: Adrian Agylar/Canva

Im Jahr 2022 startete die Kulturabteilung der Stadt „Kulturlabor„ein umfassender partizipativer Prozess mit dem Ziel, nachhaltige Praktiken für Kulturpolitik, -produktion und -förderung in Freiburg zu übernehmen. Das Projektteam, bestehend aus Felicia Maier, Clementine Herzog und Kathrin Feldhaus, ist davon überzeugt, dass die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen durch die Bereitstellung konkreter Ziele und Zielvorgaben stärker im Kulturbereich verankert werden müssen.

Die Initiative bringt Künstler, Kulturmanager, Kulturkonsumenten und Kommunalpolitiker zusammen, um kommunale Strategie und Kulturförderung an Zukunftsfragen und Bedürfnissen der Kultur- und Kreativbranche auszurichten. Dieser im März 2023 eingeleitete und voraussichtlich im Juli dieses Jahres abgeschlossene Prozess umfasst drei Phasen der Konsultation, des Experimentierens und der Politikgestaltung für eine nachhaltige Kultur: Diskussionsräume, Experimente und einem Kulturcode.

Erstens Diskussionsräume gehören zu einer Reihe von mehr als zehn informativen und partizipativen Workshops, die darauf abzielen, verschiedene Kulturakteure einzubeziehen, um Fragen zu definieren und Ideen für die Kulturpolitik der Stadt und den Umfang geförderter Experimente vorzuschlagen. Zu den zentralen Diskussionsthemen gehörten kulturelle Teilhabe, soziale Nachhaltigkeit, agile Arbeitsformen, Klimaschutz und Kulturinstitutionen als Gestaltungsräume für Zusammenarbeit und Kommunikation.

Viel Raum für Diskussionen während des Kulturlabor-Projekts. Bild: Kulturamt Freiburg

Unterdessen Experimente Die von verschiedenen Kulturakteuren in Freiburg im Rahmen einer offenen Ausschreibung vorgeschlagenen und durch das Kulturlabor-Startkapital geförderten Projekte ermöglichen die Erprobung neuer Arbeitsansätze und die Inkubation innovativer Ideen. Zu den neun ausgewählten Experimenten gehören ein Gemeinschaftstheaterprojekt zur sozialen Nachhaltigkeit im Modell-Ökoviertel Vauban; eine partizipative Ausstellung zu neuen feministischen Bewegungen in Freiburg; eine kollaborative Plattform zur Vernetzung und Unterstützung der unabhängigen Musikszene der Stadt; und ein klimaneutrales Festspielhaus für junge Menschen.

Schließlich wird am Ende des Kurses eine Kulturcode ist das angestrebte Ergebnis der oben genannten Prozesse. Die Ergebnisse der Workshops und Experimente werden wissenschaftlich analysiert, um Kernaussagen herauszuarbeiten, die als Leitfaden für die Neuausrichtung der Kulturförderungsrichtlinien der Stadt dienen werden. Dadurch wird ein verbindlicher Rahmen sowohl für die Förderer von Kunst und Kultur als auch für die Fördermittelempfänger (Kulturschaffende, Verwaltung und Politik) definiert und so der Wandel der Kunst und Kultur beschleunigt Freiburger Kulturszene hin zu nachhaltigen Finanzierungs- und Förderpraktiken. 

Zehn nach zwölf: Ein klimaneutrales Festhaus für junge Leute

„Die Klimakrise und der notwendige gesellschaftliche Wandel zur Bewältigung ihrer Auswirkungen erfordern neue Prozesse und eine andere Form der Zusammenarbeit und des Zusammenlebens.“ Kunst und Kultur spielen bei dieser Herausforderung eine transformative Rolle“, sagt Graham Smith, Künstlerischer Leiter Jugendtanz am Theater Freiburg. 

Unter den ausgewählten Experimenten ist das Projekt „Zehn nach zwölf“ (Zehn nach Zwölf), geleitet vom Theater Freiburg, zeichnet sich als Pop-up-Off-Grid-Raum aus, in dem junge Menschen durch kulturelle Aktivitäten eine nachhaltige Zukunft erkunden können. Innerhalb von zwei Wochen im Juli 2023 wird ein urbaner Raum vor dem Theater und neben dem offenen Platz der Alten Synagoge in Freiburg in einen klimaneutralen Festivalort für Kinder und Jugendliche verwandelt. Das Experiment wird einen sicheren Raum bieten, in dem partizipative Kunst genutzt wird, um Ideen und Bedenken hinsichtlich des Klimawandels auszudrücken. Die Teilnehmer werden ermutigt, soziale Normen zu überdenken, selbstbestimmte Akteure des Wandels zu werden und kollektives Handeln anzuregen – indem sie Angst durch die Kraft der Gemeinschaft und Kreativität ersetzen. 

Der Veranstaltungsort des Festivals Zehn nach Zwölf besteht aus recycelten alten Theaterbühnendesigns und nutzt ein autarkes Wasser-, Strom- und Abfallmanagementsystem. Bild: Leanne Hartner

„Das temporäre Festivalhaus versteht sich als integrative, vielfältige und inspirierende Agora gemeinsamer Utopien und kollektiven Handelns, die uns dazu einlädt, uns den harten Wahrheiten über unsere gemeinsame Zukunft zu stellen“, kommentiert Smith. „Der partizipative Prozess soll zur Bildung eines Jugendrats für Kultur in Freiburg führen, der die vorgeschlagenen Ideen über den Projektlebenszyklus hinaus umsetzt.“

Der Raum wurde auf Basis einer klimaneutralen Festival-Veranstaltungsortstudie konzipiert. Es besteht aus recycelten alten Bühnenbildern früherer Produktionen des Theaters und nutzt ein autarkes Wasser-, Strom- und Abfallmanagementsystem. Das Programm wurde von jungen Menschen kuratiert, von Künstlern mit Vermittlungserfahrung unterstützt und umfasste fachkundige Workshop-Leiter und öffentliche Redner. Das Hauptziel von „Zehn nach Zwölf“ besteht darin, durch partizipative Kunstformen Resilienz und Empowerment zu stärken und jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre eigene Handlungsfähigkeit zu erkunden.

Graham Smith (lila Hemd) versammelt Klimaaktivisten zu täglichen Tête-à-Tête-Mittagspausen auf der Zehn-nach-Zwölf-Bühne. Bild: Leanne Hartner

Von frühmorgens bis spätabends finden auf dem gemütlichen Festivalgelände Workshops zum Kompetenzaustausch aller Art statt: Schreiben, Bewegung, Gesang, Rhythmus, Siebdruck, Performance, Konzerte, Minifilmfestivals, Diskussionsformate, ziviler Ungehorsam und das Unerwartete . Fachwissen und Strategien werden geteilt, um Resilienz und Handlungswege zu entwickeln. Ein besonderer Fokus liegt auf regenerativen und nachhaltigen Prozessen in den Bereichen sozialer, landwirtschaftlicher, politischer, ökologischer und wirtschaftlicher Transformation.

Wie können wir die Lücke zwischen persönlicher und institutioneller Verantwortung für den Klimaschutz schließen?

Sophia Silverton, Beauftragte für Kultur und gerechten Übergang bei ICLEI Europe.

Neben der Unterstützung der Publikumsentwicklungsstrategie des Stadttheaters fungiert „Zehn nach Zwölf“ als Plattform, um verschiedene lokale Akteure des Klimaschutzes auf Basis- und Behördenebene zusammenzubringen. Das Projekt basiert auf einem vielfältigen lokalen Bündnis unter Einbeziehung von Künstlergruppen und Gemeindezentren sowie Umweltaktivisten von Extinction Rebellion und Fridays for Future. Neben der Anschubfinanzierung durch das Kulturlabor wird das Projekt durch öffentliche Mittel des Kultusministeriums Baden-Württemberg und eine Förderung durch die Ökostromgenossenschaft EWS unterstützt.

ICLEI beteiligt sich an der Debatte über Klimaverantwortung 

ICLEI Europe wird stolz die „Zehn nach Zwölf“-Bühne betreten, um das zu präsentieren Städtische Gemeinschaft für nachhaltige und gerechte Städte Projekt in einer öffentlichen Diskussion zum Thema Klimaverantwortung, gemeinsam mit dem Umweltamt der Stadt Freiburg und Fridays for Future Freiburg. „Wie können wir die Lücke zwischen persönlicher und institutioneller Verantwortung für den Klimaschutz schließen?“ fragt Sophia Silverton, Culture & Just Transition Officer bei ICLEI Europe.

Das UrbanCommunity-Projekt hat einige Antworten auf diese Frage, denn sein Ansatz konzentriert sich auf die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen von der Gemeinde geführten Initiativen und lokalen Regierungen, um nachhaltigere und gerechtere Städte zu schaffen. Es hat Erkenntnisse aus Experimenten zum gerechten Übergang gesammelt, die in ganz Europa, einschließlich der ICLEI-Mitgliedsstädte Alba Iulia (Rumänien) und Cascais (Portugal), über die Bedeutung, Herausforderungen und aktuelle gute Beispiele einer solchen Zusammenarbeit durchgeführt wurden, und wird diese Erkenntnisse als Ausgangspunkt für die Umsetzung nutzen die „Zehn nach Zwölf“-Diskussion. 

Freiburg ebnet den Kulturabteilungen der Stadtverwaltungen den Weg, auf die brennenden Fragen unserer Zeit zu reagieren und die nächste Generation in Nachhaltigkeitsdialoge einzubeziehen. Wie der Projekttitel des Theaters Freiburg schon sagt, tickt die Uhr für Städte und ihre Kultureinrichtungen. Um ihrem Beispiel zu folgen, müssen andere Kommunalverwaltungen und Interessengruppen die Dynamik und Reichweite städtischer Theater, Bibliotheken und Museen nutzen, um den Klimaschutz zu beschleunigen und sich aktiv für das Wohl künftiger Generationen einzusetzen.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Englisch veröffentlicht. Texte in anderen Sprachen werden KI-übersetzt. Um die Sprache zu ändern: Gehen Sie zum Hauptmenü oben.

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